Liebe Freunde, Bekannte und Wegbegleiter,
ihr habt lange nichts mehr von mir gelesen. Das Jahr 2016 war ein sonderbares Jahr für mich. Ich bin Turbulenzen und Veränderungen gewohnt, denn mein Leben hat selten – und nie für allzu lange – einen geraden Weg genommen. Zugleich genieße ich es, mich wieder in etwas ruhigeren Gewässern zu finden.
Ich hoffe, ihr seid alle gut über die Jahreswende gekommen und wünsche euch nachträglich ein Wunder-volles Jahr!
Das Jahr 2017 habe ich der Heldenreise gewidmet. Zum einen, weil mein eigenes Leben beständig großen Mut von mir fordert. Jede Handlung hat Konsequenzen. Und natürlich kann ich nicht vorhersehen, welche Wendungen der Tanz meines Lebens nimmt. Wenn Takt und Rhythmus der Musik sich ändert, bleibt mir nur, meine Balance in der neuen Schrittfolge zu finden. Manchmal gelingt mir das nicht so geschmeidig, wie ich mir das Wünsche.
Und so habe ich mich zur Vollendung meines 50sten Lebensjahres gefragt, was ich mit der mir noch verbleibenden Lebenszeit anfangen möchte. Ich hoffe, noch viele Jahre leben zu dürfen. Zugleich ist mir bewusst, wie viele erfahrungsreiche Jahre ich schon durchlebt habe. Und ich fühle es als ein Geschenk, weiterhin hier sein zu dürfen. Und das, ihr Lieben, ist der andere Beweggrund, weshalb ich mich dieses Jahr der Heldenreise widme.
Denn das Leben verdient es, gelebt, geliebt und gefeiert zu werden!
Ich glaube, dass es für jeden von uns wichtig ist, das eigene Leben gelebt zu haben. Nicht das Leben, das andere sich für uns wünschen. Auch nicht das Leben, das andere sich um ihrer selbst willen von uns wünschen.
Nicht das Leben, das wir vernünftig rechtfertigen und argumentieren können. Wie oft kamen mir doch meine vernünftigsten Argumente im Nachhinein wie alberne Irrtümer vor…
Nein. Ich meine das Leben, das jeder von uns ganz tief in seinem Inneren in sich trägt…. das bislang unbekannte, ungelebte Leben.
Die Heldenreise beginnt
Wir alle kennen sie, die Helden aus Film, Fernsehen und Büchern. Wie gerne identifizieren wir uns mit ihnen! Den Starken, Mutigen und Gerechten dieser Welt. Seien sie nun real oder Leitfiguren unserer Seele.
Helden berühren uns. Ihr Leben ist spannend und aufregend. Sie sind auf der Suche. Sie folgen – obwohl sie selbst es erst gar nicht wissen oder wissen wollen – ihrer Bestimmung.
Ihr Leben dient einem Zweck. Einem höheren Sinn. Sie sind eingebunden… durch Gedeih und Verderb.
Indem sie ihr Schicksal in Einklang mit einer höheren Ordnung bringen (die wir meist vergeblich suchen), entdecken sie ihr innerstes Wesen. Und so wachsen sie auf ihrem Weg zu ihrer vollen Kraft und Größe heran.
Wir lieben sie, die Helden und Heldinnen. Denn in jedem von uns schwingt etwas von ihrer Größe mit. Wir tragen ein vages Gefühl von Schicksal und Bestimmung in uns. Wir sehnen uns nach einem sinnvollen und erfüllten Leben. Oder einfach nach MEHR, als dem, was wir bereits sind und haben.
Wir wünschen uns insgeheim, unser inneres Heldentum zu befreien. Eine große Tat zu vollbringen vielleicht… Durch unser Sein in unserem Leben – oder vielleicht sogar in der Welt – etwas zu verändern.
Wir spüren es, doch wir sehen die Möglichkeiten nicht. Oder es fehlt uns der Mut. Oder die Argumente. Oder wir reden uns ein, es fehlen uns die Mittel, die Bildung, die Beziehungen, der Status, um heldenhaft zu leben.
Dennoch kommen wir in diese Welt mit einem Ruf in unserer Brust. Manche spüren ihn schon in sehr jungen Jahren. Andere werden erst später im Leben auf ihre innere Stimme aufmerksam.
Was ist mein Ruf? Was ist meine Berufung? Was erfüllt mich, mein Dasein mit Sinn? Wer bin ich? Und wer möchte ich sein? Was schlummert in mir, das ich noch nie zum Ausdruck gebracht habe?
Und was wünsche ich mir zutiefst gelebt, gefühlt und getan zu haben, bevor ich meine Zeit auf dieser Erde zum Abschluss bringe?
Sehen wir uns die Helden und ihre Wege an. Zu Beginn ihrer Reise befinden sie sich auf einem Holzweg. Sie denken sie sind jemand, der sie nicht sind. Sie schätzen Situationen und ihre Fähigkeiten falsch ein (denn sie wissen es noch nicht besser). Ob Herakles, Buddha, Odysseus oder aus der Neuzeit Robin Hood und Harry Potter.
Irrtum und Fehleinschätzung mitsamt des Schmerzes der Enttäuschung und des Verlustes begleiten den Beginn ihres Heldenweges.
Diese Erfahrung ist unumgänglich. Nur durch sie erlangen wir die Bereitschaft, uns selbst ins Angesicht zu sehen. Durch unsere Schmerzen, Enttäuschungen und Verluste werden wir angeregt, hinzusehen, was wir vorher übersehen haben.
Jetzt erkennen wir nicht nur, was wir vorher nicht erkennen konnten. Wir erfahren uns auch als Lernende. In uns wächst der Wunsch, es bei nächster Gelegenheit besser zu machen. Über uns hinaus zu wachsen.
Oder besser: unsere wahren Kräfte zu entdecken und zu schulen.
Der Verstand wird immer viele Worte haben. Er kann alles erklären und allem widersprechen. Jedes Ding hat tausend Seiten. Und sehen wir nur zwei Seiten einer Sache, haben wir schon Zweifel, welche Sicht die richtige ist.
Und doch wissen wir: Alle Seiten haben ihre Wahrheit. Es sind nur Blickwinkel. Da wir das Gesamtbild einer Sache oder Situation unmöglich erfassen können, bleiben alle unsere Taten ein Wagnis, dessen Tiefe wir erst im Nachhinein besser verstehen können.
Wir müssen es wagen, um es zu erfahren.
Wir müssen uns einlassen, als gäbe es einen Plan, eine Ordnung, einen guten und richtigen Weg. Die Helden zeigen uns, wie das geht. Sie zweifeln nicht. Sie wägen ihre Möglichkeiten ab. Sie folgen dem, was getan werden soll, um einer höheren Ordnung zu genügen. Wie gesagt, die höhere Ordnung bleibt uns – wie auch den Helden – zunächst verborgen.
So beginnen wir unsere Reise möglicherweise halb blind. Die Erfahrungen werden uns sehend machen, damit wir am Ende der Heldenreise weiser geworden erkennen können wer wir sind.